Streckenlängen: 598,14 km, 19685 HM
Schwierigkeit:Je nach Trainingszustand und Schnelligkeit :-)
Profil:alles dabei: kurze steile Rampen, lange Anstiege, Ultralange Antiege, Trails, Schlamm, Wurzeln, Wiesen, Schotter grob, Schotter fein, Felsen.....:-)
So sah also ein optimaler Tagesablauf während der Transalp aus. Suboptimal war es wenn wir später ins Ziel sind oder das Hotel außerhalb
lag. Da konnte es auch gut und gerne später werden oder die Massage ganz und gar mal ausfallen. An den ersten 3 Tagen optimierten wir unseren Tagesablauf soweit,
dass schließlich mehrere Schritte parallel abliefen und wir dadurch die ein oder andere Minute einsparten.
Ziel war es so wenig wie möglich Leerlauf zu haben. Dem Zeitmanagement
ließen wir große Bedeutung zu kommen. Nur so ließ sichs halbwegs gut regeneriert früh wieder am Start stehen und gemütlich das Rennen fahren. In diesem Zusammenhang ein
Hoch auf Team Costa Rica oder Team Israel. Die kamen immer erst ins Ziel wenn
wir mit allem fertig waren. Frag mich wann die geschlafen haben.
Die Streckenbeschreibung
jeder Etappe kann auf der Homepage der BIKE Transalp
entnommen werden, ebenso die Höhenprofile und Bodenbeschaffenheiten.
Einst hochaktuelles steht in meinem exklusiv geschriebenem BLOG.
BLOGS und Berichte anderer Leidesgenossen finden sich
hier.
"First come, first serve" war die Devise.
Also standen wir bereits kurz nach 8Uhr Bike bei Fuss in der Startaufstellung, relativ weit vorn. Es war warm, die Sonne schien. Nach dem Start herrschte
mittelschweres Gedränge. Das Feld zog sich erst an dem ersten und einzigsten langen Anstieg zum Marienbergjoch auseinander. Es war eine ideale Einrolletappe. Wir behielten noch ein paar Pfeile
im Köcher, wollten taktieren und gegen Ende der Transalp angreifen. Etappe 1 war perfekt zum abchecken wer noch so am Start ist: Team Vogtland, Team BadBikes, Team RadnRoll um nur ein paar
bekannte Gesichter zu nennen. So klein ist die Welt. Pünktlich im Ziel fing es heftig an zu regnen.
Die 2. Etappe hatte es schon etwas mehr in sich. Es galt 3 lange Anstiege zu bezwingen, teils Schotter, teils Asphalt. Die Körner wurden Anstieg um Anstieg weniger, die Mukkis schwerer. Bergab hat uns Ulli dann sogar noch ne Schiebepassage untergejubelt. So haben wir nicht gewettet! Entgegen unserer Hoffnung waren die letzten 15km ganz und gar nicht zum Ausrollen gedacht, eher mürbend wie ein alter Mürbeteig. Es ging sukzessive bergauf. Viele kurze steile Rampen hinderten uns am legeren Ausrollen.
Heut servierte uns Ulli zum Frühstück das Idjoch. Es ging ohne groß Aufwärmen knallharte 1400Hm bergauf, zum Glück alles fahrbar, fast alles. Die Sonne schien, wunderbares Wetter herrschte. Wir schnorbsten souverän zur Passhöhe hinauf, innerhalb 2h waren wir oben, striffen uns die Windweste über und stürzten uns in die wahnsinnig geil schnelle Abfahrt. Feiner Schotter auf breiter Piste in weitläufigem Gebiet, einfach herrligst. Die Hände brummten. An der folgenden Auffahrt konnten wir fast noch unseren Schwung aus der Abfahrt nutzen. Ratzifatzi waren wir oben. Lediglich die Verpflegungsstation unterbrach unseren Flow. Die letzten Kilometer gings im Ergometerstyle straff nach vorn. Ich machte Tempo, der Rest vergnügte sich in meinem Windschatten. Der vollständigkeitshalber sei erwähnt: Mike hatts heut gemault, aber nur leicht. Das Rennen geht weiter.
Die 4. Etappe war panoramatechnisch einer der schönsten: weiter Täler, tiefe Schluchten, schnelle Trails, geschmeidige lange Auffahrten, durchweg in ordentlicher Höhe, einfach traumhaft. Leider bekamen wir kaum was mit, wir kämpften. Erst abends auf den "Bildern des Tages" realisierten wir in welcher wunderbarer Landschaft wir unterwegs waren. Der 1. Anstieg schlängelte sich ganz geschmeidig auf breiten Schotterwegen in die Höhe. Es folgten ruppige Abfahrten und schnelle Trails. Die Auffahrt zu Dös Radond zog sich unerwartet extrem in die Länge, wurde aber 1A mit ner geilen Abfahrt entschädigt. Zum Passo Alpisella führte ein extrem ruppiger verblockter mit gröbsten Schotter übersähter Weg. Die ca. 400Hm fühlten sich an wie 1000Hm. Nur mühsam hangelten wir uns auf die Passhöhe. Umso entschlossener gasten wir die letzten Kilometer Richtung Ziel, zuerst auf äußerst staubiger ruppiger Abfahrt, später auf einem fein geschotterten Radweg.
"Lässt sich eigentlich alles ganz gut fahren.", waren die Worte eines Bikers am Vorabend während ich das Höhenprofil studierte. Ich glaubte ihm. Bereits nach wenigen Metern wurde ich eines Besseren belehrt: Das Feld staute sich und veranlasste uns zum Schieben. Es folgten ein knackiger Schotteranstieg hinauf zum Pass d'Eira und ein herrliger Trail zum Passo Trela. Leider waren die äußerst flowigen schmalen Trails nicht für 1100 Wahnsinnige gemacht. Wir mussten ein weiteres mal schieben. Ich kam mir vor wie bei nem Wandertag 10. Klasse in Schiebelau. Selbst Schneefelder standen heut auf dem Programm und mussten schiebend überwunden werden, die Zeit verstrich. Nach dem Passo di Verva folgte eine unendlich lange Schotterabfahrt hinunter auf ungewohnte 600müNN. Es war schweineschwül und vor uns bäumte sich quasi die Hauptspeise dieser Transalp auf: der Passo Mortirolo mit hammerharten 1600HM am Stück. Zwar ist der Anstieg komplett Asphalt aber irgendwie war die Luft raus. Nur mühsam erkraxelten wir dieses nimmer enden wollende Ungetüm und waren umso erleichterter als es oben unverhofft noch ne Verpflegungsstation gab und wir uns daraufhin endlich in die Abfahrt schmeißen konnten. Nach unglaublichen 7,5h überfuhren wir die Ziellinie und verpassten damit um 30min unsere Massage.
Heute wollt ich mal ein gucken lassen und fuhr von Zeitnahme zu Zeitnahme mit Vollsprutz. Im solidem Rhythmus gings den 1. Anstieg hinauf. Dabei war ich durchweg am Überholen. Die Aussicht war wieder einmal grandios. Die Piste schlängelte sich am Steilhang Tornante für Tornante in die Höhe. Als Gegenleistung für die Strapazen am Berg gönnte uns Ulli diesmal einen Trail der Extraklasse: Ewig lang, verdammt schmal, eine Art Kammweg mit durchweg atemberaubendem Panorama ( von dem wir leider wieder nicht viel mitbekamen ). An den Verpflegungsstationen hatte ich diesmal schön viel Zeit mir den Kessel voll zu schlagen, fast schon bissl zu voll. Ich stieg dann um auf nur noch Obst essen, die Riegel bunkerte ich. Etwa 20km vorm Ziel fuhren Mike und ich dann wieder zusammen, Windschattenfahren war angesagt.
Laut Streckendaten stand heut eher ne Regenerieretappe auf dem Programm. Es ging zwar durchweg berghoch aber dafür war die Etappe eine der kürzesten. Am 1. Anstieg, teils Asphalt, teils Schotter, kämpfte ich mich bis auf Höhe der 3. platzierten Damen vor. Auf dem folgenden Flachstück (das gleiche wie gestern die letzten 15km) wollte ich Windschatten spendieren, hatte aber irgendwie meine Kraft nicht unter Kontrolle. Ich fuhr ständig davon, niemand konnte sich hinter mir halten. Oder lag es vielleicht am Geruch.?! Die folgenden 1200Hm unterteilten sich in 4 kleinere Anstiege und waren somit wie geschaffen für mich. Ohne Probleme kam ich oben an. Leider fing es oben an heftig zu regnen, respektive zu hageln sodass sich die Abfahrt in eine Schlammpiste verwandelte. Ich hatte Zeit, Mike war noch irgendwo am Berg. Also schlidderte ich äußerst geschmeidig Richtung Ziel, riskierte nichts und musste dadurch im Dorf unten gar nicht mehr lange auf Mike warten. Der Regen sollte heut nicht mehr aufhören.. .
Heute stand Ausrollen auf dem Programm. Bloß nichts mehr riskieren und heil in Riva del Garda ankommen, war die Devise. Die ersten 10km absolvierten wir neutralisiert hinter dem Führungsfahrzeug und konnten dadurch erst am folgenden Anstieg voll aufwurzeln. Es ging geschmeidig bergauf. In der darauf folgenden Abfahrt tat es plötzlich ein Schlag und schwuppsdiwupps hatte sich eine Vorderradspeiche verabschiedet. Sogleich verformte sich mein Rad und hinderte mich vollkommen am Weiterfahren. Zum Glück war Mike Profi auf diesem Gebiet und zentrierte mein Rad wieder. Das ins Ziel Joggen blieb mir dadurch erspart. Danke! Den Rest der Abfahrt fuhr Mike wie ein Wächter hinter mir. Als es dann wieder bergauf ging, taktierten wir: Ich spruzte wieder vor sodass ich auf der Schlussabfahrt, einem extremen, arg verblockten Gardaseetrail, kein Risiko eingehen musste und Mike in aller Ruhe aufschließen konnte. So fuhren wir dann absolut zufrieden mit uns und unserer Umwelt gemeinsam in Riva über die Ziellinie. Der Wahnsinn hat ein Ende.