Streckenlänge: 234 km, 5500 HM
Schwierigkeit:ich lass die Zahlen sprechen
Profil:4 Anstiege, verbunden durch kaum langweilige Überführungspassagen
Kurbeln, Kurbeln, Kurbeln! So sah meine Vorbereitung für dieses Mega Event Ende August aus. Zwar fuhr ich dieses Jahr keinerlei Vorbereitungsrennen,
machte lediglich
ein paar Läufe mit, aber fuhr dafür einige Male in den Alpen rum und sammelte kräftig Höhenmeter.
Nach 2 Wochen Tour de France und einer Regi-Woche war es
dann endlich soweit. Freitag gings ins Ötztal, Lage peilen und Asseln. Samstag gings auf ne herrlige Einrollrunde zusammen mit Ulle, 100 anderen Wahnies
und Marko der alten Dillgurke.
Sonntag 4:30 Uhr klingelte dann endlich nach einer kaum erholsamen Nacht der Wecker, Aufregung herrschte. Nach dem allmorgendlichen
Standardprozedere saßen wir kurz vor 5 Uhr auf unseren Eseln. Der Wetterbericht hatte Regen ohne Ende vorhergesagt doch es war zum Glück trocken und somit alles gut.
Ohne Aufwärmung gings an Start, ich in Startblock 1B mit Sichtweite zur Spitze und Marko in Startblock 2 mit Sichtweite ins Nirvana:-).
Die Ellis waren auch am Start, allerdings hinter der Absperrung, bewaffnet mit ihren Kameras.
6:45 Uhr erfolgte durch den obligatorischen Kanonenschuss der Start. Das riesige Feld setzte sich in Bewegung und nahm schnell an Fahrt auf.
Vor diesen ersten 35km hatte ich
den meisten Respekt. Mit Vollspeed inmitten einer Traube von teils übermotivierten Bikern gings leicht bergab bis ins kleine Örtchen Ötz.
Hier begann dann
das eigentliche Rennen mit dem
Aufstieg zum Kühtaisattel (2017) und seinen enorm steilen Rampen (bis zu 16%). Man spürte regelrecht die Anspannung unter den Fahrern. Wir hatten alle Respekt vor dem was
da noch kommen möge. Kaum jemand erzählte, es war extrem ruhig im Feld. Den Nebel ließen wir im Tal zurück und schraubten uns relativ verhalten den Pass hinauf.
Nur nicht überpacen war meine Devise und immer schön Trinken und Essen. An der Verpflegung am Kühtaisattel machte ich kurz halt, füllte mein Mund, meine Taschen und meine
Flaschen mit Banane, Gels und Wasser. Dann gings die teils nasse Highspeedabfahrt hinunter.
An Topspeeds war diesmal allerdings nicht zu denken, bei mir zumindest nicht.
Trotzdem konnte ich bis runter ins Tal den elementaren Anschluss an eine Gruppe wieder herstellen und so relativ erholsam und doch recht zügig aber vom Regen durchnässt
bis nach Innsbruck und
schließlich bis hinauf zum
Brenner fledern.
Wieder waren alle Reserven aufgebraucht, die Taschen sowie die Flaschen leer und alles bereit zum Wiederauffüllen an der 2. Labe am Brennerpass.
Natürlich verlor ich auch hier wieder locker eine Minute und somit den Anschluss an die Gruppe. Aber egal, "Pro Essen, Contra Gruppe" war die vor dem Rennen mehrfach eingebleute
Devise. Und daran habe ich mich auch strikt gehalten.
Nach der Abfahrt und kurzem Flachstück gings gleich zum nächsten Gegner, dem Jaufenpass. Mit relativ gleichmäßigen Steigungsprozenten
war dieser Pass sehr souverän und flüssig zu fahren. Abwechselnd, mal im Stehen, mal im Sitzen schnörbselte ich auf die Passhöhe in 2094 m Höhe.
Ich war mir auf dem Weg dahin
nicht ganz sicher ob das alles so aufgehen würde ich mirs vorgestellt habe. Meine gutes Gefühl in den Beinen rauf zum Jaufen kam mir irgendwie trügerisch vor.
Das kann doch nicht so einfach
sein, dachte ich mir, behielt aber mein gutes Tempo bei, überholte einige Fahrer um einen Teil davon leider wieder an der nächsten Labe passieren zu lassen.
Oben füllte ich wieder all meine Speicher randvoll und stürzte mich in die Abfahrt, natürlich mit der gewissen Portion Vorsicht. Ankommen war nämlich oberste Prämisse!
Danach gings ohne groß Gemähre zum Endgegner des heutigen Tages, dem Timmelsjoch auf 2509 m Höhe. Während die ersten Kilometer noch recht human anstiegen, nahm die Steigung
auf Höhe des kleinen lieblichen Örtchens Moos drastisch zu und gab so schnell nicht wieder nach. Die Qualen begannen. Ich hatte Probleme die achsowichtigen
Gels hinter zuschlucken, bekam jedes mal
einen leichten Brechreiz, konnte aber zum Glück alles unter Kontrolle halten und im 20min Takt so ein mittlerweile garstig gewordenes Gel verzehren.
Ohne diese Dinger hätte ich wohl irgendwann
anhalten müssen. Und genau das wollte ich unbedingt vermeiden.
Mein Puls war mittlerweile nur noch im 140er Bereich, meine Beine wurden zunehmend müder, der Pedaldruck
ließ immer mehr nach. Trotzdem kurbelte ich Meter für Meter dem Pass entgegen. Ich dachte schon gar nicht mehr über den Restweg nach sondern kurbelte einfach nur noch.
Ich wusste ja, irgendwann ist es vorbei. Leider stellte sich der Pass gegen Ende nochmal mit allem was er zu bieten hatte gegen uns.
Es bließ eine extrem steife Brise
sodass ich die letzten Höhenmeter in Unterlenkerposition fahren musste. Ich bekam kaum richtig Luft weil der Sturm direkt frontal ins Gesicht blies.
Nach gut 2h Aufstiegszeit war der Spass dann trotz Allem vorbei und ich befand mich endlich auf der letzten Abfahrt hinunter nach Sölden die allerdings nochmal von einem 100Hm
Gegenanstieg unterbrochen wurde. Diesen meisterte ich widerwillig mit maximalen Gegenwind und Graupelschauern. Auf den letzten eiskalten regnerischen
Metern nach Sölden galt es nur noch Heile durchzukommen. Platzierung war mir in dieser Phase egal geworden.
Nach 8:24h überquerte ich schließlich mit großer Freude die Ziellinie. Zum Glück wurden Decken verteilt. Es war extrem kalt und ich zitterte am ganzen Körper. Nach fundamentaler
Nahrungsaufnahme eierte ich ins Hotel und konnte frisch gebaden und wieder halbwegs fit Marko bei der Zieleinfahrt bejubeln.
Das wars wieder, ein herrliger Tag ging zu Ende.... .
Hier meine herrligen Zeiten vom Ötzi.