25. Grand raid Cristalp

Kurzinfos:

Streckenlänge: 126 km, 5025 HM
Schwierigkeit: abartig
Profil:Nur Auf oder Ab wobei der Endgegener nach 100km noch knallherte 1500 Hm aufzuweisen hat.

Grand raid Cristalp 2014 Höhenprofil

Der Grand raid Cristalp von Verbier nach Grimmentz gilt als einer der härtesten Mountainbike Marathon weltweit. Endura Alpen Traum Start Also ein Grund mehr an diesem sagenumwobenen Rennen teilzunehmen. Bruder Marko war ebenfalls mit von der Partie und back to the roots mäßig auf seinem alten 26er Hobel unterwegs. Für das bevorstehende Geholber und Gepolter wahrscheinlich nicht einmal die schlechteste Variante.
Unsere Startunterlagen holten wir Freitag Mittag vom Kassernengelände in Sion ab. Da das alles recht reibungslos ablief, waren wir nach gut einer Stunde mit allem Organisatorischem fertig und schwänzten den Shuttlebus am Abend und fuhren selbst by car zum Startort nach Verbier. So konnten wir in aller Ruhe unser herrliges Hotel beziehen, die Bikes ein letztes mal checken, sogar noch eine kleine Auflockerungsrunde fahren und gemütlichst abends im Restaurant um die Ecke ordentlich Pasta essen. Mit Verpflegung seitens des Veranstalters haperte es nämlich mächtig gewaltig. Wie sich später noch heraus stellte, nicht nur bezüglich der vorabendlichen Pastaparty.

Endura Alpen Traum Start Samstag 4:00 Uhr klingelte nun endlich der Wecker, 4:30 Uhr saßen wir am Frühstückstisch, gegen 5:30 Uhr auf unseren Böcken und ab 6 Uhr in der Startaufstellung.
Punkt 6:30 Uhr erfolgte der Start. Meinen anvisierten Puls von um die 155 Schlägen hatte ich schnell erreicht. Damit sollte es eigentlich die komplette Distanz gut funktionieren - so zumindest die Idee dahinter.
Die ersten 700 HM über Asphalt und festem Schotter waren schnell und äußerst rolleuerartig mit ca. 1000 Hm/h genommen. Meine Beine fühlten sich extrem gut an. Durch die Kälte, hier oben waren es um die 1°C, spürte ich sie allerdings auch kaum :-). Die folgende Abfahrt war sehr schnell und weniger technisch sodass ich kaum an Boden verlor. Die nächsten drei 300 HM - 500 HM Anstiege kam ich ebenso extrem gut rauf und konnte meine gute Position, um Platz 100 rum, sehr gut behaupten. Ich sah immer die selben Nasen um mich herum. Das war ein gutes Zeichen. Mein Puls war nach wie vor um die 155 Schläge/ Minute. Die Verpflegungsstände waren gleichmäßig im 10 km Abstand an der Strecke verteilt. Ich habe also konsequent pro 10 km eine Flasche Iso getrunken und 1-2 von diesen komischen Isostar Riegeln gegessen, ab und zu auch mal eine Banane und auf den ersten 4h im Stundentakt noch eins meiner eigenen Gels. Endura Alpen Traum Start Das sollte eigentlich reichen um den Zuckerspiegel in angemessener Höhe zu halten um durchweg Druck auf dem Pedal zu haben - eigentlich.
Nachdem auch noch der vorletzte 900 HM lange Anstieg hinauf zum Mandelon Pass ( 2250 müNN ) und die erste kurze 400 HM Zwischenrampe hinauf zum wahrhaften Endgegner, dem Pas de Lona auf 2787 müNN bezwungen war, sah es eigentlich ganz gut aus.
Doch nach gut 6 Stunden Fahrtzeit und 100 km in den Beinen fing mein Magen an zu rebellieren. Lag es an dem komsichen Isostar Zeug oder einfach nur an der langen anhaltenden hohen Belastung selbst? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich unbedingt rausnehmen musste um überhaupt noch über den Lona bis ins Ziel zu kommen. Essen konnte ich nun kaum noch etwas. Endura Alpen Traum Start Lediglich Wasser konnte ich ohne Probleme trinken. Nun überholte mich an einer 6& flachen Steigung sogar die 3. Frau! Wenn man bedenkt, dass deren Maximalleistung wohl um die 250 Watt liegt, kann man sich vorstellenn, was ich zu diesem Zeitpunkt mit meinen 90 Kilo nur noch aufs Pedal gebracht habe. Mein Puls fiel sukzessive weiter ab bis er sich schließlich auf um die 135 einpegelte. Mehr ging nun einfach nicht mehr. Erhöhte ich den Druck aufs Pedal, erhöhte sich auch gleichzeitig der Druck im Magen und somit das Übelkeitsgefühl. Die Messe war gelesen, an Angreifen war nicht mehr zu denken. Nur noch irgendwie ins Ziel kommen war die Devise. Und so verlor ich auf den letzten 800 HM enorm viel Zeit und Plätze was mir aber in dem Moment egal war. Ich war froh auf der finalen Schiebepassage überhaupt noch einen Fuß vor den anderen zu bekommen. Eine Schildkröte wäre wohl schneller den Pass hoch gekrochen. Jetzt weiß ich wie sich die Männer am Everest fühlen mussten: So wie ich nur noch 10 mal besser wahrscheinlich. Es ging einfach mal nichts mehr. 3 Schritte vorwärts, einen auf dem losem Geröll wieder rückwärts und kurz 10sec verschnaufen. Nach über 50 min Aufstiegszeit war ich endlich am Pass angekommen. Die Spitze hatte gut die Hälfte gebraucht! Die Verpflegung hier oben ließ ich unbeachtet hinter mir. Ich war froh, dass ich meinen Magen so halbwegs unter Kontrolle hatte. Nun ging es nochmal bissl runter, trailig am See entlang und den wahrhaft finalen 80HM Schlussanstieg fahrend hinauf. Da ich stehend Endura Alpen Traum Start K.O. war und mein Zuckerspiegel wahrscheinlich die Nulllinie unterschritten hatte, machte ich auf der finalen Schlussabfahrt hinunter nach Grimmentz extrem ruhig, verlor dabei nochmal gute 10 min und einige Plätze aber kam zumindest sturzfrei und defektfrei nach 8:46 h im Ziel an. Nach der Dusche, Verpflegung im COOP ( Vom Veranstalter gab es NICHTS, KEINE Zielverpflegung!!!!!!!!!!!!!!) und quasi einem kleinen Picknick war ich wieder halbwegs bei mir, mein Magen erholte sich und mein Zuckerspiegel normalisierte sich wieder. Nach 10:49 h kam Marko ebenfalls lebend als 485. im Ziel an.

Ende gut, Alles gut. So das Fazit dieses Events.

Es war auf alle Fälle eine Erfahrung wert. Für viele gilt bei diesem Event erst einmal die Hürde der eng gesetzten Zeitlimits auf der Strecke zu nehmen und überhaupt in Grimmentz anzukommen. 126 km und 5025 Hm wollen ja auch erstmal erstrampelt werden. Für mich allerdings waren die Ziele schon etwas höher gesteckt, höher als 8:46 h. Aber abgesehen von meinen Magenproblemen ist auf dieser Distanz mit Durchschnittlich 13 h Training die Woche, meinen knapp 90 Kilo und mit fehlenden Supporter auf der Strecke einfach nicht mehr drin. Das ist die Grenze des Machbaren mit meinen handelsüblichen Mitteln ( gesunde Ernährung, Trainingsplan, nebenbei einem Beruf nach gehen ), definitiv!
Was als nächstes kommt?
Ich weiß es nicht!

© copyright by Frank Marschler alias Racing Mokkasin the real Col-Vernichter
Letzte Änderung: 02.01.15