2. Endura Alpen-Traum 2014

Kurzinfos:

Streckenlänge: 252 km, 6030 HM
Schwierigkeit: nicht Ohne
Profil: 6 Hauptanstiege, aber auch viele kleine Kuppen zwischendrin, inkl. zweier 2% Flachpassagen

2. Endura Alpen-Traum 2014 Höhenprofil

Prolog

Nachdem der Grand Raid drei Wochen zuvor nicht optimal lief und mir nach 6 h förmlich die Lichter ausgingen, war der Entschluss schnell gefasst es noch einmal beim Endura Alpentraum, dem Ritt über die Alpen zu versuchen. Es muss doch möglich sein, Distanzen jenseits der 6 h Marke halbwegs solide durchzufahren und dabei noch eine akzeptable Zeit auf den Aspahalt zu brennen. Ok, fürs auf den Asphalt brennen, müsste ich 35 Kilo leichter sein und Cunico heißen aber es geht zumindest mal darum weit vorn in der Gewichtswertung zu sein. Leider wurde die noch nicht eingeführt - ich wäre wahrscheinlich Seriensieger. :-)
Bei der 2. Auflage des Höllenritts haben sich nicht weniger als 420 Starter zusammen gefunden um diese Monsterstrecke unter ihre Räder zu nehmen. Die Leistungsdichte nahm dabei weiter zu. Es sollte schwierig werden meine Vorjahresplatzierung zu halten oder ganz und gar zu verbessern. Platz 47. war es letztes Jahr. Dafür müsste ich als einer der ersten hinter den Halbprofis ins Ziel kommen - NoWay! Meine Startnummer war die 601 - wie passend aber hoffentlich kein schlechtes Omen.:-)


1. Etappe Oberjochpass (1136 m), Tannheimer Tal, Lechtal

Endura Alpen Traum Start Die Wettervorhersagen bescheinigten uns Regen bis mindestens nach Landeck. Darauf stellten wir uns ein. Wir, das sind der alte Haudegen und Langstreckler Christoph und meine Wenigkeit. Allein durch meine Sachen hatte ich bestimmt 2 Kilo mehr auf der Uhr. Aber 250 Kilometer können lang sein und frieren musste unter allen Bedingungen ausgeschlossen werden - das wäre der Tod. Nachdem wir Samstag früh alle Formalitäten geklärt hatten, Taschen wegbringen, Bikes startklar machen usw, fing es auch wieder herrlig an zu regnen. Davon ließen wir uns nun nicht mehr beeindrucken, stellten uns in den Start und eierten pünktlich 6:30 Uhr los, Ziel: Sulden - Unglaublich!
In der Morgendämmerung ging es bei ordenlich Regen und Gicht über den ersten kleinen Anstieg (325 Hm), dem Oberjochpass (1136 m), zum Warmwerden quasi. Die Spitzengruppe musste ich kurz ziehen lassen, konnten wir aber kurze Zeit Später im Tannheimer Tal wieder einholen. Planmäßig rollerten wir nun gemütlich im Windschatten zum ersten richtigen Anstieg, dem Hahntennjoch (1903 m). Die ersten 56 Kilometer waren also schonmal recht gemütlich absolviert - das war ja einfach.


Aufstiegszeit Oberjochpass: 20 min
Fahrtzeit bis Anstieg zum Hahntennjoch: 1:41 h
Höhenmeter bis Anstieg zum Hahntennjoch: 661 Hm


2. Etappe Hahntennjoch (1903 m)

Hahntennjoch 1903 m Die Verpflegungszone 1 war dieses mal gleich am Anfang des Anstieges. Ich griff schnell ein Becher Wasser und setzte meine Fahrt fort. Ich schaltete auf den kleinsten Gang und versuchte mit möglichst hoher Kadenz die steilen Rampen hoch zu bulxen. Kräftesparen war oberste Maxime. Dieser steile unnachgiebige Anstieg kann ganz schön Körner kosten wenn man ihn unterschätzt. Es gibt hier kaum Erholungspassagen. Meistens ist die Steigung zwischen 10 % und 13% soadass man sich erst wieder auf der Abfahrt etwas erholen kann. So erreichte ich dann recht souverän die Passhöhe, und rollerte Imst entgegen. Bisher lief alles nach Plan. Mein Puls war im oberen 150er Bereich und meine Beine noch in bester Verfassung - alles cremig quasi. Die Abfahrt war wiedermal extrem schmierig sodass ich kein Risiko einging und lieber mal etwas mehr vor den Kurven bremste.

Aufstiegszeit Hahntennjoch: 58 min
Fahrtzeit bis Imst: 3h
Höhenmeter bis Imst: 1600 Hm


3. Etappe Inntal, Pillerhöhe (1559 m)

Piller Höhe In Imst gab es die nächste Verpflegung an der ich schnell meine Flaschen füllte, mir ein paar Gels in die Taschen steckte und gar nicht erst groß Zeit verlor. Ich erhaschte zum Glück wieder eine Gruppe sodass wir gemeinsam bis zum Start des nächsten Anstiegs, der Piller Höhe flederten und uns dabei aber trotzdem noch relativ gut erholen konnten. Knapp 4 h waren nun vorbei und meine Beine fühlten sich noch sehr gut an, keine Anzeichen von Müdigkeit. Nach wie vor war es extrem wichtig das Essen nicht zu vergessen. Ich schaute nach jeder Mahlzeit auf die Uhr und legte gleich den nächsten Termin für das nächste Gel fest. So kam ich nie in Schwulitäten und konnte meinen Zuckerspiegel ausreichend hoch halten.
Die Pillerhöhe war nochmal einer der härteren Anstiege, kurz und prägnant trifft es am besten. Durchgängig unnachgiebig steil stellte sich dieser Pass uns entgegen. Doch wir ließen uns nicht weiter von ihm aufhalten und kurbelten zielgerichtet, mit den Gedanken bereits in Sulden, hoch.

Aufstiegszeit Piller Höhe: 43 min
Fahrtzeit bis Kauns (Tal): 4:35 h
Höhenmeter bis Kauns (Tal): 2600 Hm


4. Etappe Reschenpass (1507 m), Vinschgau

Reschenpass Schloss Nach der steilen Abfahrt von der Piller Höhe lag nun eine weitere 20 Kilometer lange "Flachpassage (2 % Steigung) vor uns, zum Glück abermals mit einer guten Gruppe in der das Tempo nicht allzu hoch war und die Regeneration nicht zu kurz kam.
- Das verrückte bei diesem Rennen ist ja, dass man, während man Anstieg für Antieg, Kilometer für Kilometer, Stunde um Stunde weg schrubbt, eigentlich nur darauf wartet, endlich am Endgegner, dem Stilfser Joch mit seinem knapp 1800 Hm langen Anstieg zu sein. Hier zeigt sich dann ob man alles richtig gemacht hat oder gnadenlos überpacet hat. Hier kann man das Rennen gewinnen oder alles verlieren. -
Der Aufstieg zum Reschenpass über die Norbertshöhe war weniger spektakulär und nicht sonderlich steil. Hier kam ich auch wieder ohne große Probleme rauf. Die magische 6 h Marke war nun überschritten und meine Beine fühlten sich noch immer halbwegs gut an und mein Puls war weiterhin im soliden 150er Bereich. Halbwegs gut bedeutet allerdings, dass ich so langsam ein leichtes Brennen in den Beinen verspürte, die vielen Höhenmeter zeigten nun also langsam Wirkung. Maximale Erholung entlang des Reschensees war nun oberste Prämisse. Dazu wurde ich schließlich auch förmlich gezwungen denn mir riss mein Bowdenzug für den Umwerfer wodurch ich vorn nicht mehr aufs große Blatt schalten konnte. Ich war regelrecht froh draüber. So kam ich nicht mehr in Versuchung auf dem Flachstück und der Abfahrt bis hinunter ins Tal zum Anstieg des Umbrailpasses Druck zu machen und konnte bei hoher Kadenz meine Beine nochmal schön lockern. Ich verlor zwar etwas Zeit ( wie sich später haraus stellte, nicht unerheblich) aber das Stilfser Joch halbwegs solide hoch zu kommen war wichtiger.

Aufstiegszeit Reschenpass : 48 min
Fahrtzeit bis Schleis (Tal): 7:10 h
Höhenmeter bis Schleis (Tal): 3500 Hm


5. Etappe Umbrailpass (2505 m), Stilfser Joch (2757 m)

Umbrailpass 2503 m Nach knapp 200 Kilometern und 3500 Hm lag nun endlich die Hauptaufgabe vor mir, das Stilfser Joch (2757 m). Hier unten im Tal war es so warm, dass ich Windjacke, Windweste und Handschuhe erstmal ausziehen musste. Mir war es nun fast schon zu warm. Ich hatte das Gefühl ich platze gleich. Meine Beine waren nun auch nicht mehr gut, sie brannten. Trotzdem setzte ich meine Fahrt rolleurartig fort, machte lediglich diese eine kleine Rast um mich von meinen Klamotten zu trennen - 1A Schnürsenkeltrick.:-). Danach ging es weiter im Takt. Regelmäßig ein Gel und die Sache war rgeritzt. Immer wenn ich dachte, es geht nichts mehr, gabs ein Gel und weiter gings. Der Grat zwischen Hungerast und weiter fahren war extrem schmal, schmaler gings glaub nicht. In St. Maria gabs nochmal eine Verpflegungszone an der ich nochmals schnell meine Taschen mit Gels und meine Flaschen mit Iso auffüllte. Meine Steigungsrate lag nun um die 850 Hm/h. Das war eigentlich nicht so schlecht. Das versuchte ich aufrecht zu halten. Daran orientierte ich mich und so kam ich auch recht gut aber total im Eimer am Umbrail an. Ich war nun hier oben wieder so malade, dass kaum mehr was in mich rein ging. Ich versuchte es mit Suppe und Melone aber mein Magen war davon nicht sonderlich überzeugt. Das einzigste was er gern aufnahm war Wasser. Nur mit Wasser konnteste da oben keinen Blumentopf gewinnen. Trotzdem ließ ich den ganzen anderen Süßmist erstmal links liegen. Meine Flaschen bekamen nur noch Wasser zu sehen und ich tat was ich eigentlich nicht tun wollte: Ich setzte mich mal kurz hin, schön gemütlich neben den Verpflegungsstand und schaute dem Treiben zu. Insgesamt pausierte ich hier oben knallharte 4 Minuten. Nach kurzer Filmeinlage ging es schließlich ( Diese Top Verpflegung musste aufs Bild gebracht werden. Dokumentation ist alles!) die letzten 300 Hm rauf aufs Stilfser Joch.

Umbrailpass 2503 m Auf den Weg dahin, musste ich nochmals kurz am Geländer halten um mich kurz zu sammeln. Dann ging es aber wieder weiter im Takt. Irgendwie gab es immer mal diese Tiefpunkte aus denen ich aber immer wieder irgendwie raus kam. Als ich oben ankam, gings mir eigentlich wieder relativ gut. Ich machte gar nicht erst Pause sondern setzte meine Fahrt unbeirrt fort. Es lag nun eine ewig lange Abfahrt vor mir. Mir war sau kalt und ich fing wieder an zu zittern. Mein Nacken neigte zum Verkrampfen und meine Handgelenke ebenso. Ich musste runterwärts ständig die Sitzposition ändern, manchmal sogar freihändig fahren um meinen Nacken etwas zu entspannen. Aber es ging und irgendwie kam ich dann auch endlich unten in Gomagoi an und wusste, dass es gleich geschafft war. Nur noch 600 Höhenmeter. Nur noch 600 Hm...., also qausi nur noch 4 mal die Leuchtenburg hoch...... Nur noch......Unglaublich!!

Aufstiegszeit Umbrailpass + Stilfser Joch : 2:05 h
Fahrtzeit bis Gomagoi (Tal): 10:20 h
Höhenmeter bis Gomagoi (Tal): 5300 Hm


6. Etappe Sulden (1906 m)

Ötztaler Radmarthon Abfahrt Stilfser Joch 2757 m Ich genehmigte mir also noch ein Gel und unzählige dieser Powerbar Gummiteile und nahm den letzten Anstieg in Angriff. Meine Steigungsrate war nach wie vor im 800er Bereich. Somit konnte ich an diesem letzten Anstieg sogar noch paar Leute überholen. Das gab doppelt Schub und ein extrem gutes Gefühl. Dieser letzte Anstieg war nicht weniger steil als die anderen und es kostete die letzten Reserven. Zum Glück war dieses Jahr das Ziel nicht oben am Ortsausgang von Sulden sondern gleich unten an der Bahnstation. Das bedeutete circa 60 Hm weniger. Völlig zermürbt erreichte ich endlich nach 10:54 h das Ziel in Sulden. Ich war völlig im Eimer, gab schnell den Transponder ab, holte mir die Medallie und mein Finisher Trikot und machte mich ins Hotel wo ich mich erst einmal schön in die warme Wanne legte - eine Wohltat. Nun waren alle Strapazen wieder vergessen und Freude stellte sich ein. Christoph kam 30 min später ins Ziel gerollert und wollte eigentlich gleich wieder by bike back nach Sonthofen. :-) Son richtiger Langstreckler ist eben nach 11h erstmal richtig warm gefahren und eingeschmiert. :-)

Ötztaler Radmarthon Timmelsjoch Abends zur Pastaparty gabs wieder leckeren Reis mit Huhn und Gemüse sodass keine Wünsche offen blieben. Die Siegerehrung schauten wir uns noch an und lagen gegen 22 Uhr gemütlich im Nest. Am nächsten Morgen gings gegen 9 Uhr mit dem Bus wieder back nach Sonthofen und schließlich back home.
Fazit: Ende gut, alles gut. Mein Vorjahreszeit konnte ich zwar nicht verbessern, dafür gelang mir das Kunststück, das Ziel in genau der selben Zeit wie damals zu erreichen - auf die Minute genau!
Trotzdem war es ein geiles Rennen. Ich hatte keinen Hungerast, kam mehr oder weniger relativ gleichmäßig durch und kann mit dieser Leistung echt zufrieden sein. Mehr geht mit diesem Trainingspensum auf diese Art und Weise einfach nicht, und mit über 100 Kg Systemgewicht sowieso nicht.



Aufstiegszeit Sulden : 43 min
Fahrtzeit bis Sulden (Ziel) netto /brutto: 10:36 h/ 10:54 h
Platzierung: 85./ 48. AK
Höhenmeter bis Sulden (Ziel): 6030 Hm
Hier gehts zur Aufzeichnung auf garmin connect




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Letzte Änderung: 02.01.15