Die letzten Tage vergingen wie im Flug. Wer meint, so ganz allein in weiter Ferne sei langweilig, der irrt ganz gewaltig. Klar, wenn ich irgendwo mitten im Nirgendwo allein mein Zelt aufschlage, nur umgeben von weiter Ferne und unzähligen Hoppel-Hasen, könnte es auf Dauer schon langweilig werden. Aber solche Situationen sind nicht Standard. Meistens schlage ich mein Zelt irgendwo auf, wo auch Menschen sind. Oftmals begegnen mir auch viele Gleichgesinnte unterwegs, sodass selbst das Biken in lustiger Gesellschaft stattfindet.
Vor ein paar Tagen lernte ich unterwegs 2 polnische Reiseradler kennen. Wir trafen uns während ich gerade am frühen Nachmittag eine Rast an einem Konsum einlegte. Die Sache war schnell klar: „Welche Richtung fährst Du?“ „Südwärts!“ Und schon fuhren wir gemeinsam weiter. Die beiden hatten schon unzählige Abenteuer hinter sich. Ich bringe es schon gar nicht mehr alles zusammen. Sechs Jahre Weltreise mit über 50000 km hatten sie bereits in den Beinen. Vier weitere Jahre sollen noch folgen. Auf biketheworld.pl könnt ihr sie auf ihrer Reise begleiten.
So fuhren wir also gemeinsam weiter und suchten uns nach dem obligatorischen allabendlichen Einkauf ein schönes Plätzchen in Mutter Natur. Das war an dem Tag gar nicht so einfach. Entweder war es zu steinig oder aber das schönste Stück Wiese war eingezäunt. Das ist überhaupt das „Problem“ schlecht hin bei der Zeltplatzsuche. Hier in Neuseeland ist so ziemlich jeder Fleck Erde umzäunt, weil es irgendein Farmer für seine Schafe nutzt. Trotzdem fanden wir letztendlich wieder einen schönen Rastplatz mit saftig hohem Gras. Das Zelt war schnell aufgeschlagen und das Abendbrot ebenso schnell vertilgt. Nach interessanten und lustigen Gesprächen, unter anderem über polnische Tomatensuppe oder über den polnischen Traktor, ging es zur Dämmerung in die Koje. Herrlich! 😀
Am nächsten Morgen krochen beide aus ihrem Zelt während ich bereits komplett ready to go war. Das gemeinsame Abschiedsfoto war schnell geschossen und ich ebenso schnell wieder auf der Piste. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich die beiden unterwegs treffe.
Und so läuft das jetzt schon mehr oder weniger die ganzen Tage ab. Vor drei Tagen waren es zwei Amis mit denen ich zusammen den Abend verbrachte, vorgestern, an Silvester zur Abwechslung mal wieder ein Deutscher. Ich bin gespannt wer oder was als nächstes kommt.
Die Landschaft hier im Mt Cook Gebiet ist einzigartig. Noch nie zuvor habe ich während dem Biken Gänsehaut bekommen. Es ist einfach nur atemberaubend schön hier. Diese glasklaren Flüsse in denen man sich während der Tour zur Mittagspause wunderbar abkühlen und erfrischen kann, diese unendlich weiten Täler, diese kilometerlangen Straßen, die erst irgendwo weit am Horizont verschwinden, dann plötzlich sogar grandiose Gletscherwelten, wo man von einer saftigen Wiese aus beim Picknick machen, zuschauen kann, wie riesige Eisabbrüche Richtung Tal marschieren, aber auch nicht zu vergessen diese glasklaren Seen mit ihrer unbeschreiblich herrlichen Türkisfärbung inmitten dieser bergigen Landschaft. „Awesome“, würde der Kiwi jetzt sagen. Ich glaube „awesome“ zählt hier zu den Lieblingsworten. Alles ist „awesome“. 🙂
Bei dieser vielfältigen Landschaft verwundert es nicht, dass dieses Land voll mit Outdoorsport-Aktivisten ist. Jedes zweite Auto was mich überholt hat, hatte ein Motorboot auf dem Anhänger, der Rest entweder ein paar Jetskies, paar Motorräder oder ein Knäuel Mountainbikes. Und alle anderen, die gerade nicht auf der Piste sind, sind angeln oder golfen. Wahrscheinlich sind die Leute auch alle deshalb so ausgeglichen, freundlich und hilfsbereit.
Es vergeht kein Tag an dem mir nicht irgendein Kiwi ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Letztens stand ich etwas länger vorm Supermarkt um die Landkarte zu studieren. Schwupps, kam ein Einheimischer, fragte wo ich hin will, ob er helfen kann und erklärte mir sogleich den kürzesten Weg zum gewünschten Zeltplatz.
Als ich gestern auf dem Zeltplatz ankam, konnte ich gar nicht so schnell kucken wie ich eine Tasse mit frischen Kaffee in der Hand hielt, gereicht vom netten Zeltnachbarn, ein Londoner der seit 10 Jahren in Neuseeland lebt. Heute morgen das selbe: Ein kurzes „Enjoy!“ und schon hatte ich wieder leckeren Kaffee vor mir. Kurze Zeit später, nachdem ich mich entschieden hatte, einen Tag Pause zu machen und hier in Kurow zu bleiben, kam eine Frau auf mich zu und fragte, ob ich zwei Stücke Lachs haben möchte, frisch gefangen und filetiert. Da sagte ich nicht nein, und das Mittagessen inklusive Abendessen war mit diesen knapp 750 g Lachs mehr als gesichert.
Ich kann mich heute also mit vollem Elan dem Nichtstun widmen und morgen wieder mit voller Wonne durchstarten. Nächster Halt: Ostküste mit ein paar touristischen Sightseeing Attraktionen wie dem penguin-viewing oder den Moeraki Bolders (split stones). Aber mal lieber nicht zu früh freuen. Es ist etwas Regen vorher gesagt. Vielleicht bleibe ich auch einfach noch einen Tag länger hier. Ich habe einen schönen Wiesenplatz, genügend Steckdosen, WIFI und plenty of time. 🙂
Keep smiling! 🙂
Euer Musch
Servus Musch,
da haste ein paar schöne Bilder eingefangen, speziell lake Pukaki sieht selbst bei Google earth aufm Satellitenbild aus großer Entfernung leuchtend türkis aus, das ist schon echt beeindruckend kaum vorzustellen wie das live wirkt.
Ja mit den Schafen kann ich nur sagen ist die hohe Wollviehdichte auch damit zu erklären das man bei uns in den Supermärkten vorwiegend Lammfleisch aus Neuseeland findet und deswegen wird deine Schlafplatzsuche womöglich erschwert. Auch krass die beiden polnischen Radler die dann in 4 Jahren, 10 lange Jahre unterwegs gewesen sein werden. Ich könnte jetzt noch ewig weiter Texten aber du sollst ja nicht die ganze Zeit mit lesen verbringen. Ich hoffe für dich das es nicht ewig weiter regnet und freue mich auf deinen nächsten Beitrag.
Also dann bis bald und grüß mir die ? und ?.
Ach ja und ?+?+♨=?
☺???
Hi Scheijen, schön von dir zu hören. Vielleicht liegt das mit den Schafen auch daran, dass soviele Leute icebreaker Klamotten tragen. Who knows. ? Deine letzte PS Zeile werde ich mir besonders zu Herzen nehmen. ?
Ja, und mit dem Regen heute – irgendwie scheint hier bisher alles einen Sinn zu machen. Zb: Ich nehme einen Umweg und treffe genau dort irgendwelche coolen Leute, ich entscheide mich für den und den Campingplatz und bekomme Fisch geschenkt oder werde auf Wein eingeladen. Heute regnet es und ich lerne hier auf dem campsite ne Kanadierin kennen. Also alles im grünen Bereich my friend. See you! ??
Moinsen und gesundes Neues Dir!
Ein absoluter Kracher was du so schreibst und die Bilder bedürfen tatsächlich keinerlei Kommentare!!! Ein Traum!
Aber hier is es och schön…
Weiter machen, fotografieren und genießen!!!
Bis denne und Gruß aus Rode!
Ronny
Servus ebi! Wusste gar nicht., dass ihr schon ans Netz angeschlossen seid. ? Wünsche euch ein gesundes neues Jahr mit viel Schaffenskraft und much fun! Hau rein Keule! ?