#4 Neuseeland – Never stop moving

Wo waren wir stehen geblieben?

Nach grandiosen Tagen in the middle of nowhere, stand auf dem Campsite in Mossburn ein Ruhetag an. Diesen verbrachte ich wie so oft mit Nahrungsmittelbeschaffung, Bilder von der Kamera laden und Blog schreiben. Damit ich wieder auf meine ursprünglich geplante Route, die mich entlang der Ostküste zum südlichsten Punkt führen sollte, treffe,  fuhr ich den nächsten Tag wieder nördlich Richtung Queenstown um von dort aus über den altbekannten Central Otago Rail Trail an die Ostküste zu gelangen.

Campsite Mavora Lakes
Campsite Mavora Lakes

Der Weg nach Queenstown führte nochmal über Schotterpiste durch schöne Landschaft, an den Mavora Lakes vorbei wo ein herrlicher DOC Campsite zum übernachten einlud. Auf dem Weg dorthin hatte ich mich noch ein letztes Mal mit Katie getroffen die als final Destination Queenstown ansteuerte. Die abschließende Bootsfahrt hinüber nach Queenstown und ein letzter Cappuccino besiegelten unseren letzten Tag.

Bootsfahrt von Walther Peak nach Queenstown
Bootsfahrt von Walther Peak nach Queenstown

Nachdem ich also ab Queenstown wieder alleine unterwegs war, musste ich mich erstmal wieder sammeln und die letzten Tage in aller Ruhe Revue passieren lassen. erschwerend kam hinzu, dass ab Erreichen der Ostküste das Wetter alles andere als sommerlich war. Viel Wind, Regen und häufig bedeckter Himmel machten es mir zusätzlich schwer die nach wie vor herrliche neuseeländische Landschaft zu genießen. Ich legte also erstmal 2 Ruhetage in Moeraki ein, besuchte die Moeraki boulders und machte einen Abstecher zu den Seelöwen und Pinguinen.

penguin Moeraki
penguin Moeraki

Es ist schon wahrlich beeindruckend nach den Tagen in der Wüste plötzlich am Meer den Seelöwen und Pinguinen zuschauen zu können, den freilebenden wohlgemerkt.

Trotz beider Ruhetage war ich körperlich alles andere als Fit und ich beschloss danach nur bis ins benachbarte Dunedin zu fahren. Der heftige Gegenwind und einsetzender Regen machten diese 60 Kilometer jedoch zu alles anderem als einen Ruhetag. Ein weiterer Ruhetag musste her. Den machte ich gleich am Folgetag und fuhr von Dunedin lediglich ins 20 Kilometer entfernte Portobello. Auf dem Weg dorthin ließ ich es mir allerdings nicht nehmen einen Abstecher zur steilsten Straße der Welt zu machen. Die Baldwin Street in Dunedin hat eine maximale Steigung von 35% und war nur mit ordentlichen Zick-Zack Linien zu bezwingen.

Baldwin street Dunedin
Baldwin street Dunedin

Aber ich schaffte es unter dem Jubel zahlreicher Touristen gleich beim ersten Mal hoch und schmücke nun sicherlich Unmengen von chinesischen Fotoalben. Ob dieser Tag dann nun ein Ruhetag darstellt, sei dahin gestellt.

Portobello
Portobello

Aber Portobello war zu öde als das ich dort mehrere Tage verbringen wollte. Also ging es weiter direkt an der Ostküste entlang. Obwohl ich weitaus mehr Strecke geplant hatte, blieb ich nach 60 Kilometern bereits wieder stehen und baute mein Zelt auf einen ruhigen, idyllisch am Meer gelegenen Campingplatz auf, und verbrachte den Rest des Tages mit Essen. An diesem Tag realisierte ich nun auch zum ersten Mal was los war mit mir und warum ich alle Stunde anhalten musste um was zu essen aber trotzdem nicht so recht vom Fleck kam:

Ich war schlichtweg im Eimer.

Die circa 1700 Kilometer auf 27 Tage verteilt, klingen zwar nicht viel. Aber das „Problem“ bei dieser Tour ist, dass ich sie nicht aus der Saison heraus gestartet hatte, sondern zur Winterzeit wo sich der Körper normalerweise vom Sommer erholt und die Form erst langsam wieder aufgebaut werden muss. Also standen nun die nächste Tage ganz im Zeichen der Regeneration. Das weiterhin schlechte, nordseeartige Wetter machte es mir dabei nicht schwer, das Bike ab und an mal stehen zu lassen bzw. nur kurze Etappen zu fahren.

Eastcoast New Zealand
Eastcoast New Zealand

Das nächste Ziel war Kaka Point, ein kleines unscheinbares Dorf direkt am Meer mit gemütlichen Campsite. Hier traf ich zum zweiten Mal das deutsch/ rumänische Pärchen welches ich 9 Tage zuvor auf dem Weg zum Mavora Lake getroffen hatte.

Nugget Point
Nugget Point

Zufälle gibt`s. Herrlich! Das besondere an den beiden war, sie war im 7. Monat schwanger und er hatte zur Unterstützung ein Seil dabei um sie bergauf tatkräftig unterstützen und ziehen zu können. Das muss wahre Liebe sein. 🙂

Lisa und Mihai at nugget point
Lisa und Mihai at nugget point

Außerdem lernte ich hier das französische Ehepaar kennen welches ich die nächsten Tage noch des Öfteren wieder traf. Der nächste Tag sollte zur Abwechslung mal ein echter Ruhetag mit ausschließlich Asseln und Essen werden. Der Umstand, dass ich von einer Kiwi Familie aus dem Dorf nach Hause eingeladen wurde, unterstützt dieses Vorhaben maßgeblich.

Kaka Point
Kaka Point

Ein Schild „Kaka Point Honey“ draußen vorm Grundstück machte mich auf die Familie aufmerksam. Ich wollte gerade das Geld für den Honig in die Kasse des Vertrauens einwerfen, da kam die Imkerin auch schon raus und fing mit mir ein Gespräch an. Ich erzählte ihr von meiner Tour und den Bienen und sie von ihren Bienen. Ich war gerade in Begriff weiter zu fahren, da kam sie nochmal rausgerannt und lud  mich für den nächsten Tag zu sich ein. Zwar seien sie tagsüber auf Arbeit aber ich könne einfach ins Haus gehen und mich wie zu Hause fühlen, ne Dusche nehmen, oder was auch immer. Das Haus sei offen. Ich fragte 3 mal nach ob das der Ernst sei. Er war es! 🙂

Sachen frisch gewaschen und Müsli frisch gebacken
Sachen frisch gewaschen und Müsli frisch gebacken

Also zog ich am nächsten Tag nach dem lunch bei der Kiwi Familie ein, machte es mir bequem und genoss es seit langem mal wieder von vier festen Wänden umgeben zu sein.

Der Rest des Tages verlief höchst entspannend. Bei leckerem Wein, Appetizer, lecker Lamm mit Kartoffeln, Brokkoli und Salat ließen wir den Tag gemütlich ausklingen. All meine Batterien waren wieder geladen, meine Wäsche gewaschen und ich wieder etwas mehr erholt. Zum Abschluss bekam ich noch eine Tüte voll mit frisch gebackenen Müsli Riegeln geschenkt.

Kaka point friendly famile
Kaka point friendly famile

Diese waren bereits nach 2 Stunden Fahrt komplett vertilgt. Der Ruhetag hatte es voll gebracht. Ich fühlte mich wieder frischer und hatte wieder ordentlich Spass beim Biken. Was aber sicher auch an den plötzlich wieder fast tropischen Temperaturen lag. Der nächste Campingplatz an der Curio Bay war von der Lage her kaum zu überbieten.

Campsite Curio Bay
Campsite Curio Bay

Er ist zwischen 2 Buchten gelegen und bietet Blicke zum langen Sandstrand und zur schroffen Steinküste. Abends konnte man Pinguine beobachten, tagsüber mit den Delfinen schwimmen. Leider hatte dieser Campingplatz sonst nichts weiter zu bieten. Die Duschen waren klein und dreckig und die Küche ebenso. WIFI und Handynetz gab es auch nicht. Aber ich traf hier wieder auf zahlreiche Reiseradler.

Curio Bay
Curio Bay

Das französische Ehepaar war ebenso mit von der Partie wie ein Japaner und Florian aus Kassel. Florian legte heute knallharte 170 Kilometer aufs Parkett. Er war also genau mein Kaliber, fuhr jedoch in die falsche Richtung. Der nächste Tag führte mich nach Invercargill wo ich jetzt erstmal wieder einen Ruhetag einlege um alle Speicher zu füllen und um bisschen zur Ruhe zu kommen.

french couple
french couple

Nun ist genau ein Monat rum. Ein Monat vollgestopft mit Erlebnissen und Eindrücken die ich wohl mein Leben nie wieder vergessen werde. Fünf weitere Monate werden noch folgen. Es bleibt spannend. Soviel ist sicher!

Für alle, die gerne am liebsten die Bilder lesen, hier nochmal zusammenfassend die Best-Of der letzten Tage:

  • Lisa und Mihai at nugget point
    Lisa und Mihai at nugget point

Keep smiling! 🙂

Musch

3 Comments

  1. Schmull said:

    Wieder sehr schöne Frühstückslektüre? Da gehe ich gern eine halbe Stunde später auf Arbeit. Zumal es jetzt draußen 15 Grad minus sind.? ??

    22/01/2016
    Reply
  2. Scheijen said:

    Hello,
    so ich war mal paar Tage weg vom Schirm, deswegen gibts mein Senf bissl später. Ich bin mal wieder überaus beeindruckt von den Bildern, den ganzen aufgezählten Erlebnissen und Begegnungen. Und fühle mich bei der Fotoalbengeschichte ganz stark an 2004 Hungararoring erinnert, seitdem wir auch ne ganze Menge Fotoalben aufwerten?. Vielen Dank für den unterhaltsamen Beitrag ich erwarte diese immer mit großer Spannung und freue mich schon auf den nächsten.
    Also dann ich beobachte Dich?.

    See you. ?

    26/01/2016
    Reply
  3. Jürgen Gräfe said:

    Lieber Frank,
    All deine Beschreibungen, natürlich auch die Fotos beeindrucken mich immer wieder.
    Aber du errätst bestimmt, was ich als tollstes Erlebnis betrachte ???

    :-))) Natürlich, der Besuch bei der Imkerfamilie.!!!
    Weißt du was ich mir wünsche ?? :-))
    Natürlich, bei der nächsten Imkerfamilie eine Beschreibung wie die so imkern. Stichworte: Beutentüp, Ablegerbildung, Tracht, Honigsorten 🙂
    Darüber wollen wir im Verein doch auch etwas hören wenn du wieder zu Hause bist 😉
    Die Junge Frau im 7. Monat ….das ist auch eine beeindruckende Vorstellung !

    Nun wünsche ich dir weiterhin schöne Kontakte, viele sonstige Erlebnisse und Gesundheit!
    beste Grüße
    Jürgen

    31/01/2016
    Reply

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