Meine Freude gestern über das zeltplatzweite WLAN war wohl etwas verfrüht. Ich hatte kaum fertig getextet, da herrschte Funkstille am WiFi Hotspot. Deshalb jetzt der Bericht der 4. und 5. Etappe aus gestriger Sicht:
„Alter Schwede!“ Das war mein erster Gedanke als ich heute als erster gegen 7 Uhr den Campingplatz verließ und während den ersten paar Kurbelumdrehungen obligatorisch in mich hinein horchte. Ich spürte nichts. Mein Gefühl in den Beinen glich exakt dem vom Freitag am Start meiner Tour. Wahnsinn! Der gestrige Ruhetag hat also volle Hütte gefruchtet.
Etappe 4: Lipno Stausee – Au an der Donau
Dabei fing es gestern alles andere als gemütlich an: Der schon zur Gewohnheit gewordene nächtliche Regen wollte am Morgen einfach nicht aufhören. Ich machte gemütlich Frühstück und überlegte was ich mache. Den Tag am Lipno Stausee verbringen oder locker weiter fahren. Ich entschied mich für Variante 2, packte das nasse Zelt ein und fuhr gemütlich von dannen.
Meine Beine waren schwer und ich ließ während der kompletten Tour fast keine Gelegenheit aus meinen unbändigen Appetit zu stillen. Hier ein Bäcker mit frisch belegten Brötchen, da einer mit Kaffee und Kuchen und dort noch einer mit Eis. Ich spachtelte was das Zeug hielt und war bei Zeiten aufm Camping Platz direkt am Donauradweg.
Unmengen von Radlern machten hier halt aber alle waren irgendwie mehr so sonntagsfahrerartig unterwegs. Das wurde umso deutlicher als der Großteil frühs noch schlief während ich on Tour ging. Naja, jeder nach seiner Fasson. 🙂
Etappe 5: Au an der Donau – Spielberg
Mein früher Start heute hat sich auf alle Fälle gelohnt. Bereits gegen 10 Uhr hatte ich schon gute 40 km weggeschnorbst. Zeit für ein zweites Frühstück. Brötchen, Honig und Kaffee – ideale um müde Muskeln wieder munter zu machen. Danach ging es in gewohnt rolleurartiger Manier den ersten längeren Anstieg hinauf.
Hier traf ich nun auch den ersten richtigen Strategen: Ein österreichischer Student auf nem alten mtb, bepackt mit einem großem Deuter Rucksack den er auf seinem Gepäckträger mittels einer Holzlatte befestigt hatte. Er wollte auf ein mehrere Tagesetappen weit entferntes Festival in Italien. Cooler Typ! Wir unterhielten uns eine ganze Weile ehe sich unsere Wege wieder trennten.
Die Gegend hier hatte etwas almartiges. Große Wiesen gediegene Antsiege und überall Kuhklocken. Herrlig! So habe ich mir das vorgestellt. Nach gut 5h meldete sich wiederholt mein hungriger Magen und meine müden Beine. Und wie auf Bestellung erblickte ich ein Schild mit der Aufschrift:“ Frisch geräucherte Forellen“. Heerlich! Rechts ran, eine sofort vertilgt und die andere für abends einpacken lassen.
Was besseres hätte es zu diesem Zeitpunkt nicht geben können. Es folgte unerwartet der Endgegner für heute: Ein 500Hm Anstieg mit durchweg 10% Steigung – zu krass mit dem Gewicht.
Aber irgendwie kam ich dann doch oben an und konnte die ebenso steile Abfahrt hinunter nach Leoben genießen. Hier sollte eigentlich stopp sein für heute aber als mir ein Polizist, während er gemütlich laserte, erzählte, dass es bis zum nächsten Camping Platz nur noch gerade geht und es morgen regnen soll, stopfte ich noch bissl Verpflegung nach und fuhr die restlichen 40 km auf den Camping Platz in Zeltweg/ Spielberg.
Dass ich heute knappe 190 km fahren werde, hätte ich nie für möglich gehalten, nicht nach 4 Tagen mit über 500 km. Aber wie sagt der Rolleur: Wenns läuft, dann läufts. 🙂 Für morgen habe ich noch keinen Plan. Es steht Regen auf der Agenda. Ich habe die Wahl. Entweder abasseln oder 130 km nach Slowenien ins Trockene und Warme fahren. Ich bin gespannt wie es weiter geht. Und ihr dürft es auch sein. Bis dahin: Keep smilling ☺
Etappe 4 auf Strava
Etappe 5 auf Strava
Etappe 6: Spielberg – Pirkdorfer See
Die heutige Etappe ist mal wieder schlicht und ergreifend ins Wasser gefallen. Nach Dauerregen während der Nacht, regnete es morgens froh und munter weiter. Bloß nicht unterkriegen lassen war die Devise und erstmal frühstücken.
Danach machte ich mir über meine nassen Klamotten Gedanken. Wer hat eigentlich immer behauptet, dass Funktionskleidung nicht in den Trockner gehört? Es gibt nichts herrligeres als in frisch getrocknete noch warme Kleidung zu schlüpfen – vor allem bei sonem Wurstwetter. Nach kurzem Smalltalk und 1A Schöngerede mit meinen schweizer Nachbarn ging es im Dauerregen weiter Richtung Süden.
Zumindest war das der Plan. Meine Beine allerdings schienen nicht sonderlich begeistert von dieser Idee. Da ging mal gar nichts heute. Also hieß anhalten und spachteln wo es nur geht. Mein Körper brauchte Treibstoff. Der Regen wurde zum Glück etwas weniger, die Temperaturen allerdings blieben im Keller. Ich brauchte durchweg Druck auf dem Pedal um nicht zu frieren.
Frisch belegte Wurstsemmeln, Pudding, Apfelstrudel, Kaffee und Waffeln hielten die Flamme am Lodern und ich kam nach gut 3 Stunden wieder gut in Tritt. Was eben sone richtige Diesellok ist… ?.
Mein heutiger Zeltplatz liegt am Pirkdorfer See und ist full of Holländer. Ich glaub ich bin der einzigste Deutsche hier. Aber die Holländer sind ein cooles Volk. Meine Nachbarn haben mir gleich mal ihre Wäsche Leine angeboten und später mich noch zum Kaffee und Kekse essen eingeladen. Die Verständigung klappte ganz gut. Ich erzählte ihnen von meiner Tour und dass ich quasi ein Griekenlandfietser bin. ? Das hat mir der Griekenlandfietser himself einst während meiner Dolomitentour erklärt.
Mittlerweile regnet es auch wieder und ich habe alle Sachen an, die ich mit habe. Selbst die Mütze die ich fast at home lassen wollte, leistet mir derzeit gute Dienste. Morgen nochmal Herbstwetter und dann solls besser werden. Zum Glück habe ich noch genügend Kilometer und Tage vor mir. Es ist noch kein Ende in Sicht. Es bleibt spannend.
Etappe 6 auf Strava
Zusammenfassung Etappe 1 – 6:
- 818 km
- 42:40 h
- 9727 Hm
Bis zum nächsten post!
Keep smiling ☺
Die große Hitze kommt schon noch?