In 21 Tagen, auf 19 Etappen innerhalb 140 Stunden mit 2527 Kilometer und 30092 Höhenmeter nach Griechenland. Die nackten zahlen offenbaren ganz klar, dass es sich hier nicht um eine Schwaudeltour gehandelt hat, sondern es körperlich den einen oder anderen Tag recht anstrengend war. Trotzdem möchte ich bei dieser Tour nicht von Hetz und Eile sprechen. Ich habe extrem viel erlebt, wusste bis vor kurzem nicht mehr welcher Tag gerade ist und einen Wecker benutze ich sowieso morgens nie. Sicherlich, betrachtet man es rein körperlich, war es alles andere als erholsam.
Für den Kopf allerdings, ist es Erholung pur. Was jedoch Fakt ist, um all die durchquerten Länder richtig kennen zu lernen, hätte ich mir locker die dreifache Zeit nehmen müssen. Gern wäre ich an dem einen oder anderen Platz etwas länger geblieben. Aber das war bei meinem Zeitfenster einfach nicht drin – wobei ich eh nicht so der Burgen- und Schlösserkucker bin. Ein traditioneller Bäcker nach 3 Stunden Fahrt oder der Wochenmarkt in Split ist für mich Sightseeing genug. 🙂
Was war nun noch los auf Etappe 15 – 19? Nachdem ich die Berge Montenegros hinter mir gelassen hatte, war es landschaftlich nun eigentlich kaum mehr zu toppen. Das dachte ich zumindest. Doch Etappe 15 hielt nochmal einige landschaftliche Leckerbissen für mich bereit. Ich umfuhr den Skadarsko Lake auf dessen Südseite und kam dadurch nochmal in den Genuss herrlichster Ausblicke.
Ich hatte zwar geplant, Etappe 15 als Regenerationsetappe zu gestalten aber die vielen Anstiege in der extrem heißen Sonne saugten meinen Körper komplett aus. Ich hatte unterwegs sogar meine letzten Tomaten essen müssen weil ich unbändigen Durst hatte. Aber ich war hier mitten im nirgendwo nicht allein. Die Engländer, die ich zuvor unten im Restaurant getroffen hatte, traf ich den Tag mehrmals wieder, ebenso die serbische Radgruppe.
Wir hatten den Tag alle gemeinsam gegen die Hitze gekämpft und schließlich auch gewonnen. Am Abend ging es schließlich nach Albanien. Ich war geschockt. Kaum hatte ich die Grenze überschritten, wurden die Straßen staubig, die Müllberge größer, die Luft dreckiger und die Hänger hatten als Zugmaschinen keine Mopeds sondern Esel.
Ich fühlte mich total unwohl und wäre am liebsten wieder schnell raus aus dem Land. Aber mein Bild änderte sich Stunde um Stunde zu einem besseren. Der Dreck und Gestank wurde die nächsten Tage zwar nicht besser aber die Leute waren um einiges freundlicher als die Montegriener oder Bosnien-Herzegowina ja sogar wie viele Deutsche. Sie grüßten, winkten mir zu und waren sehr zuvorkommend. Ein Obsthändler zum Beispiel bot mir erstmal noch einen Platz an damit ich gemütlich meine Früchte essen konnte, der Apotheker schrieb mir die Notfallnummern auf, meinte aber Albanien sei sicher… . All die Autofahrer waren um ein vielfaches ruhiger und vorsichtiger unterwegs als die Bosnier und der Junge in seiner Fahrradwerkstatt lehnte es entschieden ab, dass ich ihm für seine Arbeit Geld gebe.
Trotzdem ist Albanien ein extrem armes und dreckiges Land. Im Ansatz kam ich mir vor wie in Indien. Um Schotter und Holperwege zu vermeiden, blieb ich zum Großteil auf der Hauptstraße die hin und wieder auch zur Autobahn wechselte. Dadurch konnte ich zwar auf Etappe 16 und 17 ordentlich Meter machen, habe aber nicht sehr viel von Albanien gesehen, außer Unmengen von Mercedessen, VWs, und BMWs.
Ebenso findet man hier alle 50 Meter eine Autowerkstatt, einen Reifendienst und einen Schrotthändler. Ich weiß jetzt, wo all unsere Schrottautos hingehen. Es ist echt der Wahnsinn was hier für Karren rum fahren. Der Randstreifen auf den Autobahnen ist nicht zu befahren weil die Gullideckel fehlen und die Mühe, Straßengräben per Motorsense zu bewirtschaften, macht man sich hier auch nicht. Man brennt sie einfach ab.
Zusammen mit dem herum liegenden Müll ergibt das herrlige Gerüche. Die Strände hingegen sind außerhalb der wenigen Touristenhochburgen sehr dünn besiedelt. Zeltplätze sind meist einfach zur Verfügung gestellte Grundstück mit grob schottriger Zufahrt. Aber wie bereits erwähnt, ich will hier nicht falsch schlussfolgern. Albanien soll ein wunderschönes bergiges Hinterland haben. Um das zu erkunden, müsste man entweder per Jeep oder per mtb anreisen.
Auf Etappe 17 traf ich Martin, den Holländer, gestartet in Holland mit dem Ziel Athen. Er war schon etwas länger unterwegs, hatte viel mehr Zeit als ich und konnte überall schöne Extraschleifen drehen. Wir passten recht gut zusammen und verbrachten die letzten beiden Tage gemeinsam.
Ich gab ihm Windschatten auf den Geraden und er zog mich dafür die Berge hoch. Ich weiß nicht wieso, aber er war um einiges weniger beladen als ich. Wahrscheinlich hatte er keine 2 Kilo Elektrik an board wie ich. Wir nutzten also die Gunst der Stunde und legten uns gleich mal ne Flasche Wein zu, die wir am Abend genüsslich bei Nudeln vertilgten. Alleine ne Flasche Wein kaufen, war mir bis jetzt immer zu gefährlich. 🙂
Heute trennten sich wieder unsere Wege. Er legte einen Ruhetag ein und ich gondelte die letzten paar Kilometer nach Griechenland in mein wohlverdientes Hotel. Zum Abschied wurde ich auf dem Weg dorthin nochmal herzlich von einem Hund gejagt. Erstaunlich was ich in diesen Momenten noch für Kraft aufs Pedal bringen kann. ? Am Ende ging aber wieder alles gut und ich erreichte mit großer Freude die Grenze zu Griechenland. Und obwohl es wieder weit über 30°C waren hatte ich während ich die Reise auf den letzten Metern gedanklich Revue passieren ließ, hin und wieder Gänsehaut – Wahnsinn.
Ich kann es noch gar nicht richtig begreifen, dass ich tatsächlich mit dieser Performance nach Griechenland gefahren bin. Geplant waren 2200 km, jetzt sind es gute 2500 km. Kein Tag war wie der andere. Jeder Tag hielt ein neues Abenteuer für mich bereit. Jeden Tag traf ich neue interessante Menschen. Ich bin gespannt wie es jetzt noch weiter geht. Ich freue mich auf die morgige Fährfahrt und die anschließenden Etappen in den Alpen. Ich freue mich auf das Gefühl von Sicherheit und auf die vielleicht etwas weniger starke Hitze. Und auch wenn meine Reise noch nicht zu Ende ist. Eines ist auf alle Fälle klar. Meine Entscheidung durch den Balkan zu fahren, war die absolut richtige. Mein Bild dieser Länder und deren Bewohner hat sich maßgeblich verändert – zum Positiven.
In diesem Sinne: Keep smiling! 🙂
Etappe 15 auf Strava:
Etappe 16 auf Strava:
Etappe 17 auf Strava:
Etappe 18 auf Strava:
Etappe 19 auf Strava:
Gesamtdaten der Tour von Stadtroda nach Griechenland:
21 Tage
19 Etappen
140 Stunden
2527 Kilometer
30092 Höhenmeter
Wahnsinn was du geschafft hast. ?hab deine Reise mit grosser Begeisterung verfolgt.ein bisschen traurig bin ich das es jetzt nix spannendes mehr zu lesen gibt???
Cool, danke! Das freut mich sehr. Aber nicht traurig sein. Denn eine alte Racing mokkasin Weisheit lautet: Nach der Reise ist vor der Reise! In diesem Sinne: Keep smiling ☺.
Hallo mein Lehrer , erstmal eine herzliche titanenhafte Gratulation zum Erreichen deines Traumes. Eigentlich wollte ich hier nichts rein schreiben , weil ich dir das lieber bei einer guten Tasse Musch -Kaffee hier in Rode erzählt hätte , aber große Taten müssen groß gewürdigt werden. Mit jedem Honigbrötchen habe ich an deine Tour gedacht. Übrigens , mach hinne , der Honigtopf wird alle.
LG dein Schüler
P.S. Hatte gestern u heute einen kapitalen Radsturz. Helm geschrottet, aber sonst nur Schürfwunden .
Congratulations auch auf diesem Wege getreu dem motto life your dream and never give up , hast auch du das mal schön in die Realität umgesetzt freue mich schon auf ein Wiedersehen !!!
Danke mein freund! Genau so siehts aus. Wennde später in der Kiste liegst, nützt keine hätte, wäre, wenn mehr was.
Bis bald!