Ein nicht ganz alltäglicher Sonntag
Was treibt uns zu solchen Aktionen und wieso machen wir so etwas? Die einfache Antwort auf diese Fragen:
Weil wir’s können, weil es Spass macht und in diesem ganz besonderen Fall natürlich auch, weil wir damit helfen können. „Gutes mit Gutem verbinden.“ Was will man mehr?!
Trotzdem waren wir zu Beginn alles andere als sicher ob wir es schaffen innerhalb 20 Stunden 8848 Höhenmeter zu fahren. Für solch eine Aktion muss alles passen und es darf nichts dem Zufall überlassen werden. Einfach mal früh los gondeln, würde es nicht bringen und spätestens nach 6 Stunden mit einem Hungerast und fehlender Motivation enden. Deshalb ist ausgiebige Planung und eine zurecht gelegte Taktik das A und O für ein Projekt dieser Tragweite.
Der Anstieg zur Leuchtenburg ist einer meiner Lieblingsanstiege. Bei der Wahl des passenden Hügels für’s Everesting war also schnell klar, dass es keinen besseren Berg dafür geben kann. Aber mit welcher Geschwindigkeit sollten wir das Projekt angehen? Wieviel Pausen sollten wir machen? Wie lang sollten die Pausen sein? Sollten wir lieber lange und wenige oder lieber mehrere und dafür kürzere Pausen machen?
Wir machten uns also bereits Wochen vorher an den Berg und testeten die passende Übersetzung, die ideale Trittfrequenz, den optimalen Pulsbereich und die Dauer für einen Anstieg bzw. eine komplette Runde. Als Ergebnis schraubte ich mir wieder meine Bergübersetzung (34-30) drauf und rechnete mit einer durchschnittlichen Aufstiegszeit von 11:30 min. Das scheint relativ lang, vergleicht man meine Topzeit am Anstieg ( 06:43 min ). Aber davon darf man sich nicht irritieren lassen, denn schließlich sollten die 11:30 min auch noch in Runde 30, 40 oder 50 gefahren werden. Nachdem schließlich alle technischen Fragen geklärt waren und auch die Verpflegung organisiert war, konnte es am Sonntag, den 28.06.2015 um 2 Uhr endlich losgehen.
Die relativ kühlen Temperaturen, verbunden mit der Dunkelheit, der Uhrzeit und unseren anscheinend noch im Schlafmodus befindlichen Körpern, ließen die ersten Runden recht träge vorüber gehen. Hinzu kam auch noch ein Plattfuß an Mattses Bike gleich zu Beginn des ersten Aufstieges. Aber von all dem ließen wir uns nicht beirren und schraubten uns immer und immer wieder den Anstieg hinauf.
Nach knapp 2 h wurde es schließlich hell und kurze später lugte auch schon die Sonne hervor. Mit der aufsteigenden Sonne, den ansteigenden Temperaturen und den äußerst leckeren Eierkuchen in unseren Bäuchen ging es nach dem Frühstück, 4 Stunden Fahrtzeit und den ersten 2000 Höhenmeter wie frisch geduscht und erholt weiter als wäre nichts gewesen.
Unser nächstes Ziel waren nun die Nudeln, die wir auf 11 Uhr bestellt hatten. Mit diesem Ziel vor Augen ging es Anstieg für Anstieg, Stunde für Stunde vorwärts. Wir waren die ganze Zeit am erzählen wodurch es niemals langweilig wurde. Und obwohl es immer der selbe Anstieg war, gab es immer wieder neues zu entdecken.
Für ungefähr 7 Runden z.B. beobachteten wir eine Schnecke dabei, wie sie gemütlich über die Straße kroch. Sie hat es geschafft :-). Auch unsere Bergabperformance wurde immer besser. Während wir anfangs noch vor der ein oder anderen Kurve bremsen mussten, hatten wir die Bremsen am Ende fast gar nicht mehr genutzt – eine wahre Freude.
Pünktlich 11 Uhr dampften leckere Nudeln mit Tomatensoße auf unseren Tellern. Da lässt sich Anja nicht lumpen. Wir machten gemütlich Mittag und setzten daraufhin unsere Fahrt frisch gestärkt fort. Von nun an kamen absolut keine Langeweilegedanken mehr auf. Anscheinend hatten alle Kumpels, Verwandte und Bekannte ihre obligatorischen Sonntagsklöse gegessen und waren nun bereit für supporting. Es verging keine Stunde in der nicht irgend jemand vorbei kam um uns anzufeuern, uns zu verpflegen, Bilder zu machen oder ganz und gar mit uns paar Runden mitzufahren oder mitzulaufen.
Mike brachte nen leckeren Schokomilchshake und Kerstin von Kerstin’s Kochfreunden brachte pünktlich 15 Uhr herrlig leckeren russischen Zupfkuchen. Sogar Christian kam extra aus München angereist um uns anzufeuern und ne Runde mit uns mitzufahren – der Wahnsinn. Mittlerweile herrschte reges Treiben an unserer Verpflegungsstation und es entwickelte sich ein richtig schönes gemütliches Kaffeekränzchen.
Ich glaube dieses Kaffeekränzchen wird in die Memoiren eingehen. Es war einfach nur herrlig und äußerst gemütlich am Berg bei bestem Wetter da zu sitzen, herum zu kucken und dem Titan ( Extra aus Stadtroda mit seinem neuen MTB angereist! ) beim Erzählen zu zuzuhören. 🙂 Die Strapazen waren somit wiedermal vergessen und wir bereit für die finalen 5 Stunden am Berg.
Auch diese letzten 2000 Höhenmeter schnorbsten wir weg als gäbe es kein Morgen. Bei Höhenmeter 8000 konnte ich sogar nochmal persönliche Tagesbestzeit fahren. Unsere Beine wurden einfach nicht müde. Unsere Rundenzeiten lagen nach wie vor konstant bei um die 14:30 Minuten.
So langsam aber sicher realisierten wir, dass der befürchtete Hammer nicht mehr kommen wird und wir ohne Quälerei über die Distanz kommen würden. Zum Finale kam nochmal völlig überraschend Oimel, der “ …sich das einfach nicht nehmen lassen wollte!“ ,vorbei, und die letzte Stunde wurden wir wieder unnachgiebig von Rico inklusive familiy angefeuert.
Hochzufrieden und schließlich doch ganz schön im Eimer, erreichten wir, wie bereits am Morgen hochgerechnet, pünktlich 20 Uhr den Gipfel von Runde 58. Die Spannung fiel sofort ab, und wir wurden regelrecht von der Müdigkeit und den schweren Beinen überrannt. Nach abschließenden Finisherfotos und Zeug zusammen packen, ging es extrem müde aber hoch zufrieden home, respektive erst noch zum Döner. In den nächsten Tagen werden wir uns nun unser schwer verdientes Bergtrikot sichern. Ich hoffe, dass wir durch unsere Aktion wieder einige Leute auf das Unglück in Nepal aufmerksam machen konnten und dass wieder kräftig gespendet wurde (Spendenkonto siehe mein Vorbericht).
Fazit:
Besser hätte eine derartige Aktion nicht ablaufen können. Alles lief rund. Bis auf den Plattfuß gleich zu Beginn unserer Fahrt lief alles wie am Schnürchen. Die Verpflegung war Top und die supporter waren äußerst motivierend. Danke nochmal an alle die den Weg zu uns an den Berg gefunden haben. Auch wenn wir teilweise kaum Zeit zum erzählen hatten,wird euch unser Dank ewig hinterher schleichen. Ohne scheiß! Allein wäre diese Aktion um ein vielfaches anstrengender gewesen. Denn wie bereits in meinem Vorbericht erwähnt, sind Distanzen wie diese vor allem eines, nämlich Kopfsache.
Auf garmin.connect gibt es schöne Diagramme zu meiner Tour und haufenweise interessante Zahlen.
Auf strava gibt es ebenso nochmal eine Zusammenfassung der Tour.
Auf veloviewer gibt es eine schöne Grafik zur Everestaktion an der Leuchtenburg.
Auf morethansports wird die gesamte Aktion“ climb for Nepal“ erklärt.
Und nachfolgend gibt es nochmal alle wichtigen Daten kurz zusammengfasst:
Der Streckenverlauf:
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Daten und Fakten
- 287 km
- 9110 Höhenmeter
- 14:30 h Netto
- 18 h Brutto
- 20,5 km/h Durchschnitt
- 130 bpm Durchschnitt
- 12200 Kalorien
- 71 rpm Trittfrequenz Durchschnitt
Höhenprofil mit Puls- und Geschwindigkeitskurve (rot = Puls, blau = Geschwindigkeit):
Meine Ernährung während dieser 20 Stunden „Radtour“:
- 1,2 l Cola
- 1 l Erdinger
- 1,2 l Malzbier
- 4,5 l Wasser
- 1 l Kaffee
- 3 Eierkuchen
- 3 Bananen
- 2 Teller Nudeln
- 2 Stück Zupfkuchen
- 1 Riegel
- 2 Packungen PowerBar PowerShoots
- 2 Packungen PowerBar Recovery
- 2 Äpfel
- 1 Milchschnitte
- 1 Knoppers
- 1 Schokomilchshake
- HARIBO’s
Und hier der interessante Artikel aus der OTZ über unsere Everestingaktion:
In diesem Sinne: Danke nochmal an alle und bis bald! Als nächstes wird es hier auf meinem BLOG wieder extrem „radreiselastig„. Am 24.07.2015 geht es los! 🙂
Bis dahin: Keep smiling! 🙂
Euer Musch
Was sagen Deine Beine jetzt zu solch einem Mammutprogramm?? Wenn das Adrenalin aus dem Körper ist? freiwillig gucken die bestimmt kein Rad mehr an? War wieder ein sehr schöner Bericht. Ist immer wieder eine schöne Nachtlektüre? erhol dich noch ein bischen. Liebe Grüße Schmull
Den Beinen geht es gut. Dadurch, dass wir durchweg im Ausdauerbereich unterwegs waren, gibt es jetzt keine akuten Probleme. Vielmehr ist der komplette Körper ausgelaugt und müde. Aber ich saß gestern schon wieder aufm Bike – bei DEM Wetter. ?