Die Laufräder
An meine Laufräder werden besonders hohe Anforderungen gestellt. Das beweist nicht zuletzt mein recht großer Laufradfriedhof. Egal ob Mavic, DT Swiss, Campagnolo oder Shimano – ich habe viel ausprobiert. Nichts hat gehalten. Mein Körpergewicht, meine Körpergröße und die daraus resultierende Beinlänge verursachen ordentliche Hebelverhältnisse und enorme Kräfte aufs Material.
Ich kann es den Laufrädern nicht übel nehmen wenn sie hin und wieder bersten :-). Ich habe heute noch das Geräusch im Ohr als mir an der Auffahrt zum Cime de la Bonnette (2802 m) 2 Speichen gerissen sind (Bergauf, im Sitzen, auf ca. 2600 müNN).
Das Fahren mit viel Gepäck erfordert nun eine noch höhere Stabilität um nicht gleich nach dem ersten Schlagloch oder heftigen Antritt den Speichenschlüssel ansetzen oder ganz und gar das Rad wechseln zu müssen. So etwas darf auf großer Tour irgendwo im tiefsten Osten auf einer Runkelpiste oder im Outback Australiens nicht passieren.
Deshalb habe ich mich auf Empfehlung vom Rückenwind Team für die Rigida DP 18 mit 32 Speichen entschieden.
Diese Felgen machen einen höchst soliden Eindruck und ich hoffe, dass sich das während meinen Touren auch bestätigt. Sie haben eine relativ hohe Flanke wodurch nochmals an Stabilität gewonnen wird. Eingespeicht wurden die Laufräder vom Rückenwind Team wobei eine Garantie auf Rundlauf gegeben wird. Hier sollte also theoretisch nichts anbrennen.
Über das Gewicht brauchen wir natürlich im Zusammenhang mit Langlebigkeit und hoher Belastbarkeit nicht mehr sprechen. Zugegeben, als alter Marathoni muss ich mich erst noch daran gewöhnen das ein oder andere Zusatzgramm bei der Ausstattung auf mich zu nehmen und zu tolerieren.
Die Naben
Die stabilsten Felgen taugen nichts ohne ebenso gute Naben. Da wir hier ein Randonneur aufbauen, kommen natürlich nicht irgendwelche Naben zum Einsatz. Meine Naben erfüllen gleichzeitig noch weitere Nutzen.
Vorderradnabe
Die Vorderradnabe ist von SON, genau genommen ein SON 28 Standard Nabendynamo. Dieser hochwertige Nabendynamo liefert mir unterwegs den nötigen Strom für die Beleuchtung und natürlich auch für all meine elektronischen Geräte. Lediglich um die 6 Watt (bei 25km/h) muss ich für die benötigte Energie kräftiger in die Pedale treten. Das ist nichts im Vergleich zu den früheren Seitenläufer Dynamos. Da ich auf meinen Touren nicht auf der Flucht bin, kann ich das locker verkraften.
Ein weiterer Vorteil dieser Nabe ist der relativ große Flanschdurchmesser. Hierdurch können kürzere Speichen zum Einsatz kommen wodurch sich die Laufradstabilität nochmals ordentlich erhöht.
Hinterradnabe
Für das Hinterrad habe ich mir ein besonderes Schmankerl einfallen lassen. Hier wird die altbewährte Rohloff Getriebenabe zum Einsatz kommen, die Speedhub 500/ 14. Durch den Einsatz dieser Getriebenabe verringert sich der allgemeine Wartungsaufwand während der Reise enorm.
Ich habe keinen Umwerfer, kein Schaltwerk, kein Ritzelpaket sondern einfach nur vorn ein Kettenblatt, hinten ein Ritzel, Kette – fertig. Der mechanische Verschleiß auf Ritzel und Kettenblatt sind durch die ständig bleibende gerade Kettenlinie um ein vielfaches geringer. Lediglich alle 5000 Kilometer empfiehlt Rohloff einen Getriebeölwechsel. Das sind doch sehr gute Aussichten, oder?
Die Abstufung der 14 zur Verfügung stehenden Gänge ist linear und die Entfaltung steht dem einer 27 Gang XT – Kettenschaltung in nichts nach. Man erreicht eine Gesamtübersetzung von 526 % ( mit einer 3 x 9 XT Kettenschaltung erreicht man 618 %). Wobei die Lage dieses Spektrums natürlich innerhalb gewissen technischen Grenzen frei wählbar ist ( Zähnezahl Kettenblatt + Ritzel ). Wer noch mehr Informationen bezüglich Rohloff Speedhub 500/ 14 und den Vergleich zu anderen Schaltungssystemen haben möchte, findet hier bei Fahrradzukunft eine Vielzahl von facts.
Aber auch die Laufradstabilität profitiert durch den Einsatz dieser Getriebenabe enorm. Erstens hat diese Nabe einen großen Flanschdurchmesser (kürzere Speichen) und zweitens können durch das Wegfallen des Ritzelpakets die Speichen symetrisch eingespeicht werden wodurch sich die Kraft am Hinterrad gleichmäßig aufteilen kann.
Lediglich das Gewicht scheint wieder einmal ein Nachteil zu sein, auf dem ersten Blick zumindest. Denn addiert man die Gewichte aller wegfallenden Komponennten (Schaltwerk, Umwerfer, Schalthebel, Kettenblätter, Ritzelpaket) und subtrahiert die Summe vom Gesamtgewicht der Rohloff, erhält man, relativ zu den Vorteilen, eine recht geringe Differenz von um die 600 g.
Im Bikecheck #3 geht es weiter mit…..lasst euch überraschen.
Bis dahin: Keep smiling!
Euer Musch
Gratulation zur äußerst gelungenen Komponentenauswahl!
Darf ich fragen, welche Reifenbreite du bei dem Marathon Racer gefahren bist
und wie deine Erfahrungen damit waren – auch im Hinblick auf Komfort und Pannensicherheit?
Hi Sven,
Danke!
Ich hatte die Schwalbe in 35er Breite aufgezogen. Leider hatte ich mit dem Hinterreifen enorme Probleme sodass ich nun den Randonneur von Vittora fahre.
Bei dem Schwalbe war mein Problem, der hat auf der Innenseite des Mantels ein Gummietikett aufgeklebt. Daran hat der Schlauch ständig gescheurt und ich alle 800 km einen Plattfuß.
Mag sein, dass der Reifen überlastet war und zu sehr gewalgt hat. Man bedenke, dass ich 90 kg wiege, das bike 17 kg und all mein Gepäck nochmals 20 kg. Der Randonneur von Vittora hingegen hat keinerlei Etiketten und ist absolut glatt auf der Innenseite. Dieser hat gute 5000 km bei voller Beladung gehalten und war dabei absolut pannensicher. Vorn fahre ich nach wie vor den Schwalbe. Dieser hat mittlerweile die kompletten 7200 km auf der Uhr und kann schätzungsweise nochmal soviele Kilometer vertragen. Auch dieser ist bis jetzt absolut pannensicher gewesen.
Ich hoffe ich konnte Dir weiterhelfen.
Viele Grüße
Frank
Danke für die ausführliche Antwort!
Aber mit 35mm Breite bist du generell zufrieden?
Hi Sven, ja, solange es nicht zu „offroadig“ wird, sind 35 mm ganz ok. Hin und wieder würde ich allerdings gern mal gröbere Wege fahren was mit den 35mm und dem Gepäck nicht geht oder zumindest mir zu gefährlich wäre.